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Bietet die Digitalisierung Beschäftigungschancen für Geisteswissenschaftler?

Christiane Konegen-Grenier

Nicht nur Personen mit technischer Expertise seien in der digitalisierten Arbeitswelt gefragt, sondern auch Geistes- und Sozialwissenschaftler, die mit ihren kommunikativen und sozialen Kompetenzen dazu beitragen könnten, technische Funktionen unternehmensintern und -extern verständlich zu machen, Kundenbedürfnisse besser zu verstehen und ethische Fragen bei der Implementation von Algorithmen zu klären. Soweit die aktuelle Diskussion in den USA.

Von den optimistischen Visionen aus dem Silicon Valley ist das Meinungsbild deutscher Unternehmen noch weit entfernt. Das zeigt eine Befragung von 1.152 Personalverantwortlichen. Bei den Unternehmen, die besonders häufig digitale Techniken anwenden, signalisiert nur jedes siebte Unternehmen steigende Einstellungschancen für Geisteswissenschaftler, knapp jedes vierte geht aber von sinkenden Chancen aus. Was die Kenntnisse im Umgang mit digitalen Medien betrifft, schneiden die Geisteswissenschaftler im Vergleich zu Absolventen anderer Fachrichtungen aus Sicht der Unternehmen weniger günstig ab.

Trotzdem bieten sich Geisteswissenschaftlern auch Chancen: Stark digitalisierte Unternehmen haben einen hohen Bedarf an Personen mit Kommunikations- und Kooperationskompetenzen. Diese Kompetenzen sind nach Einschätzung der Unternehmen bei den Geisteswissenschaftlern stärker ausgeprägt als bei Absolventen anderer Fachrichtungen. Auch wollen die Unternehmen künftig bei der Rekrutierung von Hochschulabsolventen vermehrt auf diese Kompetenzen achten. Damit die Geisteswissenschaftler ihren besonderen Kompetenzvorsprung künftig besser nutzen können, ist es unerlässlich, dass sie ihre Kenntnisse im Umgang mit den digitalen Medien weiter ausbauen. Wie die Beispiele einzelner Hochschulen zeigen, können digitale Kenntnisse auch studienintegriert in den Geisteswissenschaften vermittelt werden.